An diesem Morgen erwartet uns ein blauer Himmel und Sonnenschein.
Das ist natürlich übertrieben, aber es ist heute schon weniger regnerisch als der gestrige Tag. Wir fassen unseren Mut zusammen und beschließen eventuellem Regen zum Trotz Fahrräder auszuleihen. Schließlich soll es laut unzähligen Reiseprospekten die beste Art sein San Francisco zu erkunden. Und wir sind ja nicht aus Zucker. Irgendwann verziehen sich auch die letzten dunklen Wolken und wir sind überzeugt, dass ist unser Tag für einen Fahrradausflug. In dem Fahrradladen unseres Vertrauens werden wir schnell fündig. Es ist anscheinend nicht nur schick mit Rad die Stadt zu erkunden, sondern gleich noch die Golden Gate Bridge zu überqueren. Hinter dem Verkaufstresen hängen eine Vielzahl von bunten Shirts mit dem provokanten Spruch „I ride the Bridge!“. Mmh. Dann müssen wir das wohl auch machen, da meine bessere Hälfte schon mit dem Shirt liebäugelt. Als ich mit der Kreditkarte bezahlen will, funktioniert es nicht. Wir denken uns noch nichts dabei, auch als der Mann hinterm Tresen fragt ob wir denn schon viel unterwegs waren – vielleicht hat die Bank die Karte ja gesperrt. So lange unsere zweite Kreditkarte noch funktioniert, ist ja alles halb so schlimm.
Wir fahren mit den Räder Richtung Fisherman’s Warf und von dort immer an der Küste entlang. Die Brücke ist ja zum Glück nicht zu übersehen. Doch wir haben ein wenig die Entfernung und unsere Kondition unterschätzt. Wir brauchen fast eine Stunde bis wir endlich am Sockel der Brück sind. Ja und dann muss man auch noch den Berg hochfahren um überhaupt auf die Güldene Brücke zu kommen. Man ich hätte mir das echt leichter vorgestellt, naja macht man ja nur einmal. Aber wie angedeutet, das wird noch dauern. Wir radeln – den Berg endlich geschafft – ganz entspannt über die Brücke, halten alle gefühlten 100 Meter an um die Aussicht und unterschiedlichen Perspektiven zu genießen und Schnappschüsse á la „I ride the Bridge“ zu machen. Auf der anderen Seite angekommen, blicken wir noch einmal zurück. Ein herrlicher Blick auf die Brücke und San Francisco biete sich uns. Nun geht es aber steil bergab nach Sausalito. Denn für den Rückweg nehmen wir die Fähre von Sausalito nach San Francisco, umso den Blick vom Wasser auf die Skyline und Alcatraz genießen zu können. Um nicht zu schnell zu werden, bremsen wir natürlich regelmäßig die Räder. Ich weiß gar nicht wie ich beschreiben soll was dann passierte. In einem Tempo von wahrscheinlich unglaublich schnellen 5 km/h () steige ich einmal komplett über den Lenker ab. Jaaaaaaa das war wirklich ein sehr sehr lustiges Bild, das könnt ihr mir auch ohne Fotobeweis glauben, aber es hat auch höllisch wehgetan und ist daher nicht zum Nachahmen zu empfehlen. Aber die Schmerzen waren im ersten Moment nicht so sehr präsent, da das Lachen über die eigene Dummheit überwältigender war. Erst nach über einem Tag wurden die riesigen blauen Flecken ersichtlich und das rechte Knie schmerzte auch bei jeder Bewegung. Nach dem ersten Schreck steige ich nun wieder aufs Rad und wir fahren den Berg hinab. Die Laune wird wieder besser und der Gedanke an das Lied:
http://www.youtube.com/watch?v=GugsCdLHm-Q
tut sein Übriges. Wir erwischen die Fähre noch rechtzeitig und nutzen die Überfahrt zum Foto knipsen und Ausruhen. In S.F. angekommen erinnern wir uns an die Restaurantempfehlung von der Stadtrundfahrt und suchen das Scomas auf. Es ist sehr gut besucht und wir müssen kurz warten bis wir platziert werden. In dem Moment fällt uns auf dass wir die einzigen im „Lodderlook“ sind. Mit Jogginghose, Sportshirt und Fahrradhelm in der Hand nehmen wir zwischen Anzugsträgern und ausgeputzten Damen Platz. Es stört sich aber niemand an unserem Outfit. Der Blick auf die Karte verrät uns dass es wirklich ein gutes Lokal ist – zum Glück gibt es ein Lunchmenü und wir können uns für einen humanen Preis satt essen. Wir erfahren im Nachhinein, dass es eines der bekanntesten Restaurants in S.F. ist und sind dann noch ein wenig beschämter über unseren Lodderlook.
Wir legen einen Zwischenstopp im Hotel ein und starten am Nachmittag eine weitere Tour auf zum Nob Hill. Das ist die höchste Erhebung in S.F. Von dieser hat man einen wunderschönen Blick über S.F. und die Küstenregion. Doch dieser Blick muss erst mal verdient werden. Der Weg nach oben ist so steil dass wir zwischendurch schieben müssen. Ein wenig erschöpft kommen wir oben an und genießen den Blick bis nach Alcatraz. Wir entscheiden uns noch bis zur Grace Cathedral zu fahren. Dieses Gebäude ist der Notre Dame in Paris nachempfunden. Auch uns fällt die Ähnlichkeit auf. Wir sind kurz von 18 Uhr dort, in wenigen Minuten wird die Kathedrale geschlossen. Wir schließen die Räder an und gehen hinein. Aber anstatt ein fast leeres Gebäude aufzufinden, ist der Boden über und über mit Matten belegt und eine Vielzahl an vorrangig jungen Menschen dehnt sich und nimmt typische Yoga Positionen ein. Offensichtlich beginnt hier in Kürze der Kurs. Wir sind sehr verdutzt und dann doch wieder nicht. Schließlich sind wir in San Francisco – wenn so etwas nicht in dieser amerikanischen Stadt möglich ist – wo dann? Wir verlassen nach einigen Minuten wieder die Kathedrale und stehen in der Dämmerung davor. Es strömen immer mehr Leute mit Yoga Matten unterm Arm hierher. Wir schließen die heutige Radtour mit einem kurzen Ausflug nach Chinatown um dann zufrieden am Fahrradladen die Räder wieder abzugeben. Es wird noch das Shirt gekauft und zukünftig voller Stolz getragen.
Den Abend lassen wir im Restaurant „The stinking Rose“ ausklingen. Auf Empfehlung unseres Freundes Hashmat sind wir auf dieses Restaurant aufmerksam geworden. Man kann hier allerlei Köstlichkeiten in Kombination mit viel Knoblauch essen. Unser Essen ist sehr lecker und bevor wir gehen kaufen wir ein Kochbuch für Knoblauchgerichte – ein Mitbringsel für Hashmat.
babsi muskoka am 29. Januar 12
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