05/10/2011 - Der letzte Tag
Am nächsten Morgen erwartet uns wieder herrliches Wetter. Zum Glück, denn heute wollen wir unter anderem eine Tour mit dem Cable Car machen und bei Regen ist das ja alles andere als angenehm. Ausgestattet mit Fotoapparat und Sonnenbrille machen wir uns zuerst auf den Weg zum Fisherman’s Warf, um Tagestickets für Bus und Bahn zukaufen. Die heutige Tour hat es in sich. Wir starten von der Haltestelle der Powel & Market Cable Car Verbindung am Warf und fahren bis zur Endhaltestelle an der Market Street. Die Fahrt ist sehr beeindruckend. Das Cable Car funktioniert noch komplett mechanisch. Als uns an einer steilen Kreuzung ein Autofahrer die Vorfahrt nimmt (das Cable Car hat hier immer Vorfahrt) geht der Fahrer „voll auf die Eisen“. Da hier die Beförderung wie geschrieben mechanisch erfolgt und der Wagen mit einem Hacken in das immer rotierende Seil unter der Straßendecke eingefädelt wird, sieht die Bremsung auch entsprechend aus. Der Fahrer kann durch eine Aktion die Verbindung mit dem Seil kappen und dann auf die Bremse steigen. Ein zweiter Mitarbeiter, welcher für die Abkassierung der Fahrentgelte bisher seinen Einsatz gefunden hat – beschimpft den Autofahrer und läutet die kleine Glocke. Nicht um dem Autofahrer Angst ein zu jagen, sondern um weitere Autofahrer und Fußgänger zu warnen, denn wir fahren nun rückwärts den Berg wieder hinunter. Um sich wieder in das rotierende Seile unter der Straßendecke einhaken zu können, muss eine Lücke gefunden werden. Solche eine Lücke gibt es anscheinend nur alle paar hundert Meter an irgendeiner Kreuzung. So fahren wir ein paar Hügel hinunter bis wir an solch einer Kreuzung angekommen sind.
An der Endhaltestelle der Cable Car steigen wir aus und der Wagen wird auf eine Plattform geschoben um dann 180 Grad gedreht zu werden und die Tour zurück anzutreten. Wir hingegen laufen zur BART Station um nach Berkeley zu fahren. Dort treffen wir Hashmat, einen Freund, den ich vor zwei Jahren in Kanada kennengelernt habe. Jetzt ist er an der Berkeley University tätig und so bietet sich ein Treffen im Rahmen unserer Weltreise an. Er führt uns in ein Lokal in dem es original Hefeweizen und Kölsch geben soll und wir unterhalten uns über deutsche Braukunst und seinen nächsten Besuch in Deutschland. Danach gibt es eine kleine Stadtrundfahrt und eine private Führung auf dem Berkeley Campus. Auf mich haben Unigelände immer eine so faszinierende Aura, dass ich mich am liebsten für einen Master Abschluss einschreiben möchte. Wir gehen in das Free Speech Movement Café und trinken mit den Studenten Milchkaffee.
Zurück in San Francisco fahren wir mit der „Linie F“, der historischen Linie der Straßenbahn in San Francisco. Es werden auf dieser Strecke nur alte Wagen eingesetzt mit Ursprung aus aller Welt – unser Wagen ist aus Boston. Wir genießen die Fahrt zum Fisherman’s Wharf bei untergehender Sonne und werden etwas wehmütig. Der letzte Abend. Es ist Anfang Oktober, gestern bekam ich eine SMS – wo ich denn Weihnachten verbringe. In mir kam das Gefühl hoch, dass es Zeit wird wieder nach Hause zu fliegen. Die letzten fünf Wochen waren wunderschön, aber ich freue mich auf mein eigenes Bett, richtiges Brot, meine Eltern, meine Freunde, deutsches Wetter im Herbst / Winter und Weihnachten….
babsi muskoka am 06. Mai 12
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2 Kommentare
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...bleiben wir aber länger und erkunden noch das Umland und den Rest von SF :-)
Wer sagt denn, dass Kritiken immer negativ sein müssen ?
Glückwunsch zu einem in jeder Hinsicht gelungenen Reiseblog. Wundervoll plastisch und humorvoll geschrieben. Man könnte meinen selbst dabei gewesen zu sein. Das hat Spaß gemacht und weckt die Lust auf mehr davon. Würde mich freuen auch vom nächsten großen Abenteuer lesen zu können und abermals ein treuer virtueller Begleiter zu sein.